Brandenburgischer Denkmalpflegepreis 2013
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Biographisches

Der Bauherr

Reichsgraf Johann Christoph Hermann von Schwerin im Alter von 52 Jahren

Reichsgraf Johann Christoph Hermann von Schwerin im Alter von 52 Jahren

Der Erbauer des Vorwerks Bülowssiege - Reichsgraf Johann Christoph Hermann von Schwerin (1776-1858) - war Erbe der Begüterung Wolfshagen. Er diente bis 1814 als Offizier im Preußischen Heer, zunächst im Infanterieregiment No. 12 von Kleist in Prenzlau. Er kämpfte u.a. in der Kanonade von Valmy, geriet in französische Gefangenschaft und beteiligte sich später an den Freiheitskriegen unter bedeutenden Feldherren des preußischen Heeres. Nach dem Sieg über Napoleon kehrte Schwerin 1814 nach Wolfshagen zurück.

Durch den vorzeitigen Tod der sechs älteren Brüder fiel das Erbe an ihn, den jüngsten der Geschwister. 1816 heiratete er seine Nichte Rosalie Gräfin Dönhoff und gründete eine Familie. Durch großräumige Rodungsmaßnahmen und Zukauf infolge der Separation vergrößerte er den Besitz und legte verschiedene Vorwerke im Umfeld des Stammgutes Wolfshagen an.

Die Gebäude und Denkmäler, die er in Wolfshagen, Bülowssiege, im Forst Kiecker etc. errichtete, zeugen von einem politisch interessierten Geist. Dabei ist deutlich, dass er unter dem Einfluss künstlerischer und literarischer Zeitströmungen stand. So beging er im Jahr 1834 aus Anlass der Einweihung der sogenannten Königssäule in Wolfshagen ein Fest, bei dem er den Vorwerken Namen berühmter Feldherren aus den Freiheitskriegen gab:

In der Uckermark sind dies Yorckstat, Gneisenau, Kleisthöhe und Bülowssiege; in Mecklenburg Blüchervorwärts, Scharnhorst, Hornshurra und Schillsversteck.

Im Verlauf der Feier wurde im Park von Wolfshagen ein Singspiel aufgeführt, das die Taten dieser Männer rühmt. Den Text dichtete Schwerin, die Musik setzte Gustav Bemmann (1807-1893). Bemman, ein gebürtiger Berliner, wurde 1830 Gesangslehrer am Gymnasium von Prenzlau, Kantor und Organist an St. Marien. Er leitete auch den Prenzlauer Gesangsverein.

Der Text des Singspiels ist offensichtlich von den vaterländischen Gedichten des Romantikers Ernst Moritz Arndt (1769-1860) inspiriert worden, in denen die Helden der Freiheitskriege, u.a. Blücher, Scharnhorst und Gneisenau in Versen gerühmt werden. Auch die Neigung für Ferdinand von Schill, der 1809 versuchte das Volk gegen Napoleon aufzuwiegeln, teilte Schwerin mit Arndt.

Der unbekannte Architekt

David Gilly

David Gilly

Ein Architekt, bzw. Baumeister der von Schwerin errichteten Gebäude mit ihren gotisierenden Stilelementen ist nicht bekannt. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass er auf Vorbilder und Entwürfe der romantischen Landbauschule von David Gilly (1748-1808), dem Schöpfer des Schlosses Paretz, zurückgriff (s.a. Schmiede in Paretz).

David Gilly war Mitbegründer der Berliner Bauakademie (1799) und wurde 1802 ihr Rektor. Sein „Handbuch der Land-Bau-Kunst” (1798) war Grundlage der Ausbildung einer Generation von Architekten und Ingenieuren und in ihrer Ästhetik geschmacksbildend. Während David Gilly vor allem auf praxisbezogenes Handwerk und einfache Formen setzte, inspirierte der geniale Sohn Friedrich Gilly seine Schüler und Nachfolger mit künstlerischer Phantasie. Der junge Schinkel war dem früh Verstorbenen (1800) als Freund und Schüler eng verbunden. Stil, Mode und Handwerk dieser Schule finden in der Bautätigkeit des Grafen Schwerin ihren Niederschlag.

Das in Wolfshagen stehende Denkmal der Befreiungskriege in Form einer gotischen Fiale (1828) weist Ähnlichkeit mit den von Karl Friedrich Schinkel entworfenen Denkmälern auf dem Berliner Kreuzberg (1821) und in Großbeeren auf. Auch das Bohlenbinder-Dach, das Gilly propagierte, ist in Wolfshagen mehrfach verwirklicht worden. Die in den Entwürfen der Gilly-Schule beliebten gotischen Ornamente tauchen an den Giebeln von Wohn- und Nutzbauten in Wolfshagen und Bülowssiege auf.

Der Namensgeber

Denkmal von Freiherr von Bülow, Unter den Linden, Berlin

Friedrich Wilhelm Freiherr von Bülow, Graf von Dennewitz [1]

Auch Friedrich Wilhelm Freiherr von Bülow, Graf von Dennewitz (1755-1816), Namenspatron des Vorwerks Bülowssiege, besaß eine für einen Offizier des 18. Jahrhunderts nicht unübliche breite Bildung und musische Neigungen. Bülow entstammte einer altmärkischen Familie. Im zarten Alter von 13 Jahren begann er die Laufbahn eines Offiziers der preußischen Armee.

In Berlin gehörte er zum Kreis des brillanten Musikers und lebenslustigen Prinzen Louis Ferdinand von Preußen, dessen „Gouverneur” er war. Bülow erfreute sich in der musischen Welt des Hofes großer Beliebtheit und begab sich als Schüler von Carl Friedrich Fasch (1736-1800), der 1791 die Singakademie gründete, mit Motetten und einer Messe unter die Komponisten. Bülow war ein Freund Karl Friedrich Zelters (1758-1832), der 1800 Direktor der Singakademie zu Berlin wurde. Zelter führte die von Bülow komponierte Messe in der Singakademie auf.

Ab 1807 nahm Bülow am Kriege gegen die Franzosen teil und war an mehreren entscheidenden und erfolgreichen Feldzügen und Schlachten beteiligt. Für seine herausragende Leistungen in den Jahren 1814/ 15 wurde er in Paris in den erblichen Grafenstand erhoben. Er starb nur ein Jahr später auf seinem Gut in Ostpreußen. Eine von Christian Daniel Rauch gefertigte Marmorstatue wurde zu seinem Gedenken neben der Neuen Wache in Berlin errichtet.